30 Leute, ein Beamer, eine Leinwand, Bilder und Einfälle. Am 12. November haben wir vor der iranischen Botschaft in Berlin gezeigt, was wir von den jüngsten Menschenrechtsverletzung der islamischen Republik halten. Der Fall Sakineh Ashtiani. Die Verhaftung ihres Sohnes, ihres Anwalts und zweier Berliner Journalisten. Den tagesaktuellen Stand der Dinge findet Ihr hier. Einen Text, der die Aktion und ihr Zustandekommen beschreibt, steht hier. Diese Seite soll einen bildlichen Eindruck vermitteln – und damit unseren Protest von der Berliner Podbielskyallee für jeden nachvollziehbar ins Web tragen.


30 people. A beamer, a screen, images and ideas. November 12th we expressed our views on the latest humans rights' violations of the Islamic Republic of Iran. The case of Sakineh Ashtiani. The arresting of her son, her attorney and two German journalists from Berlin. Check here for news on the issue. Have a look on this site to take part in our protest installation: Wishes, beamed on a screen in front of the Iranian Embassy in Berlin.

Der Brief an den iranischen Botschafter, verlesen bei der Aktion / A Letter to the Iranian Embassador, Read Out Loud During the Event

Elisabeth Herrmann, Berlin

Sehr geehrter Herr Botschafter,

auf Ihrer Webseite nennen Sie den Iran eines der demokratischsten Länder der Welt. Wir wissen nicht, wie ihre Mitbewerber um diesen Titel hießen. Eritrea? Syrien? Sudan?Nordkorea?

Zwei unserer Kollegen, zwei Journalisten aus Berlin, sind in Ihr demokratisches Land gereist, um mit der Familie von Frau Ashtiani zu reden. Sie sind seit vier Wochen inhaftiert. Hinter verschlossenen Türen wird leise verhandelt. Unsere Politiker, Diplomaten und Gefangenenorganisationen schweigen, aus Angst, den beiden Reportern mit lauten Worten der Empörung zu schaden. Wir wünschen uns ein Ende des Schweigens. Dass es möglich ist, offen auszusprechen, was wir von dieser Willkür halten. Wir wünschen uns, dass Sie die beiden Journalisten freilassen, und dass es möglich ist, in Ihrem und aus Ihrem Land ohne Todesangst und Todesgefahr zu berichten. Wir wünschen uns Informations- und Redefreiheit für Ihr demokratisches Land, in dem Oppositionelle, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten nach wie vor verhaftet, gefoltert und verfolgt werden. Wir wünschen uns ein Ende der Zensur und iranische Journalisten, die die Wahrheit schreiben dürfen. Und nicht so unsäglichen Dreck veranstalten müssen wie einen Holocaust-Karikaturenwettbewerb. (Zu dem es übrigens niemals über tausend Einsendungen gegeben hätte, wenn das Preisgeld nicht zehntausend US-Dollar gewesen wären).

Sehr geehrter Herr Ali Reza Scheikh Attar,

wir wünschen uns einen Präsidenten für Ihr Land, der aufhört, in geheimen Kellern Atombomben zu basteln. Der die Wissenschaftler, Forscher und Techniker seines Landes nicht missbraucht, um Massenvernichtungswaffen herzustellen. Der begreift, dass es keine Alternative zu Frieden mit Israel gibt. Einen Präsidenten, der aufhört, die Opfer des Holocaust zu verhöhnen, indem er ihn verleugnet. Und der dies in einer Art und Weise tut, die indiskutabel, menschenverachtend und außerhalb der Wertegemeinschaft der zivilisierten Welt ist.

Sehr geeherter Herr Ali Reza Sheikh Attar, Botschafter der islamischen Republik Iran,

ich wünsche mir von Ihnen, dass auch Sie aufhören, mich zu beleidigen. Sie schreiben hier, in meiner Stadt, fleißig an ihrer Webseite. Auf dieser Seite werfen Sie uns Doppelmoral vor. Sie nennen Oppositionelle Anarchisten und dubiose Elemente. Sie behaupten, niemals sei die Polizei gegen friedliche Demonstranten in ihrem Land vorgegangen. Sie beleidigen Israel, und sie tun das mit Worten, die denen Ihres Präsidenten in nichts nachstehen. Sie klagen, unsere Medien würden die Moral vergessen und Ihr Land gezielt in Verruf bringen.

Wir fragen uns, sehr geehrter Herr Ali Reza Scheikh Attar, der Sie hier residieren, ob Sie den Unterschied zwischen Aktion und Reaktion kennen. Wir wünschen Ihnen die Erkenntnis, dass Ihr Land sich selbst in Verruf bringt. Dass es nicht unsere Moral, sondern die Amoral Ihrer Führungselite ist. Nicht unser Wille nach Frieden, sondern Ihr Ruf nach Krieg. Es ist das Zündeln, das Säen von Hass, das Fraternisieren mit Verbrechern, der Missbrauch von Macht und die fast kindische Freude Ahmadinedschads an seinen wahnwitzigen Allmachtsphantasien und den Planspielen, die den Terror begleiten.

Ihr Präsident erinnert mich an einen kleinen Jungen, der Kicken spielt mit der Büchse der Pandora. Mit diebischer Freude und unverhohlenem Spaß. Und es ist der frenetische Jubel verführter Massen, die ihn taub machen für das einzige, was alle Menschen miteinander verbindet: Der Wunsch nach Frieden und Freiheit.

Welch ein großer Präsident könnte er sein, wenn er das begreifen würde.

Dies sind unsere Wünsche an Sie. Leiten Sie sie bitte weiter. Wenn nicht, dann fragen Sie sich in einer ehrlichen Minute, was Sie daran hindert.

Und: Arbeiten Sie daran.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen